Eine "Eule" schrieb dies über unsere
Kneipe
, er wird wohl Recht haben:

Wer in die Kneipe rein kommt, steht
schon mitten drin: Bei Lehmann in
Lunzenaus "Prellbock" ist & ißt man
mitten zwischen Bahnschildern, Bahn-
mützen, Signalen, Stellwerkskrempel
und Bahnfahrern - nein, letzte sind die
mampfenden Gäste, zwischen denen
man sich so durchschlängeln muß, wie
es früher in guten alten Schichtzügen
nötig war. Die Kneipe ist wirklich ver-
dammt klein - aber rappelvoll. Und hier
soll man was vorlesen? Aus richtig ge-
drucken Büchern? Wo doch das Essen
auf den Tellern rundum so verdammt
gut aussieht und riecht, wie gutes, also hausgemachtes Essen schon immer
aussah und roch. Als abgehärteter
Eulenspiegelautor sagt man sich: Nix
riechen, nix sehen - Augen zu und
durch. Kann ja sein, daß der eine oder
andere Prellbock-Biertrinker doch zu-
hört, gar ein Buch zu kaufen geruht.
Siehe da: Diese Sachsen und ver-
wandte Fernreisende aus Schwaben -




   
bis Berlin hoch - hören nicht nur zu -
sie bemerken sogar Pointen, die in den
Texten bislang versteckt blieben. Die
Leute sind offensichtlich durch seit
Jahren hier wechselnd ausgestellte
Karikaturen sensibilisiert, wie man das
in der deutschen hohen Schriftsteller-
sprache sagt, also giepern uff de Zeilen
und das dazwischen. Der abgehärtete
Eulenspiegelautor muß sich sagen:
In Lunzenau ist nicht nur der Himmel
blau, da sind es auch die Augen der
Frauen ohne Wein. Und wenn dann alle
mitgebrachten Bücher restlos ausver-
kauft sind, reibt sich der Autor die Au-
gen - bin ich etwa in der DDR? Aber
dann bekommt er auch was großartig Hausgemachtes zu essen, was so
schmeckt wie es riecht und aussieht
und die Bedienung ist freundlich und
der Chef urig und das Bier nicht zu
warm und da weiß er dann: Ich bin
doch nicht in der DDR, ich bin im
»Prellbock«. Beim Lehmann in
Lunzenau.
Matthias Biskupek, 2004
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